Digitalisierung im Mittelstand ist eine Frage der Strategie, nicht der Tools.
Die digitale Realität im deutschen Mittelstand
Fortschritte ja, strategische Tiefe nein
Der deutsche Mittelstand digitalisiert. Laut dem KfW-Digitalisierungsbericht 2024 haben mittlerweile rund 33 % der Unternehmen Digitalisierungsprojekte abgeschlossen, bei Investitionen zwischen 29 und 32 Milliarden Euro.
Das klingt nach Fortschritt. Doch der Schein trügt. Nur etwa 20 % dieser Unternehmen verfolgen eine klare Digitalstrategie.
Was das bedeutet? Digitalisierung passiert oft aktionistisch, getrieben von Einzelprojekten oder Technologietrends. Die strategische Einbettung fehlt. Laut Bitkom und KfW Research sind gerade einmal 35 % der KMU mit ihren digitalen Projekten wirklich erfolgreich.
Wo Digitalisierung funktioniert und wo sie versandet
Die Erfolgsformel ist simpel: Dort, wo Digitalisierung strategisch verankert, strukturell getragen und konsequent umgesetzt wird, entfaltet sie Wirkung. Unternehmen mit klaren Zielen, definierten Zielgruppen und integrierten Systemen verzeichnen überdurchschnittliches Wachstum und Umsatzsteigerungen.
Doch vielerorts fehlt diese Stringenz. Es dominieren fragmentierte Initiativen, unverbundene Tools und fehlende digitale Kompetenzen. Die Folge: Digitalprojekte bleiben unter ihren Möglichkeiten, frustrieren Mitarbeitende und verbrennen Budgets.
Digitaler Vertrieb & Marketing – Zwischen Hoffnung und Stückwerk
E-Commerce: viel Potenzial, wenig Umsetzung
Noch vor wenigen Jahren machten nur 4 % des Umsatzes mittelständischer Unternehmen digitalen Vertrieb aus. Zwar ist dieser Anteil gewachsen, doch E-Commerce bleibt unterentwickelt. Unternehmen mit Onlinevertrieb wachsen um bis zu 15 % schneller. Eine Chance, die viele nicht nutzen.
CRM, BRM, KI. Die Tools sind da, aber nicht integriert
Customer-Relationship-Management (CRM) und Business-Relationship-Management (BRM) bieten enorme Potenziale. Mehr Transparenz, effizientere Prozesse, bessere Kundenerlebnisse. Dennoch bleiben diese Systeme oft isolierte Inseln, ohne durchdachte Verzahnung mit Vertrieb, Marketing und Service.
Und KI? Gerade einmal 2 % der Mittelständler nutzen generative KI bewusst und aktiv. Klar Tendenz steiget. Das Potenzial in Content-Produktion, Prognosen oder Automatisierung wird aber noch immer nicht erschlossen. Dabei könnte KI Vertriebszyklen verkürzen, Marketingpersonal entlasten und Entscheidungen datenbasiert fundieren.
Warum Sichtbarkeit in KI-Suchen neue Spielregeln bringt
Suchsysteme wie ChatGPT, SGE oder Perplexity werden für B2B-Entscheider zunehmend zum Recherche-Standard. Klassisches SEO reicht nicht mehr. Wer nicht strukturierte, inhaltlich tiefe Inhalte bietet, wird in KI-Suchen unsichtbar.
Viele Mittelständler investieren in Ads oder Social Media, vernachlässigen aber Content-Hubs, Thought-Leadership-Artikel oder datenbasierte Themenführung. Die Konsequenz? Sichtbarkeit ohne Relevanz, Reichweite ohne Wirkung.
Die strategische Lücke: Was Mittelständlern wirklich fehlt
Klarheit über Ziele und Zielgruppen
Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Ohne strategisches Ziel, also welche Zielgruppe mit welchem Nutzenversprechen angesprochen werden soll, bleibt jede Initiative beliebig. Viele Unternehmen können nicht beantworten, wer genau ihr digitaler Wunschkunde ist.
Architektur statt Aktionismus
Digitalisierung braucht Struktur. Das bedeutet:
- Ein Marketing- und Vertriebsmodell, das zur Unternehmensstrategie passt
- Priorisierte Themen statt Parallelwelten
- Verantwortlichkeiten für Prozesse und Wirkung
Führung in Marketing & Vertrieb statt Tool-Bingo
Viele Entscheider lassen sich von Technologietrends treiben, statt selbst zu führen. Das Ergebnis: Pilotprojekte ohne Plan, Tools ohne Integration, Kampagnen ohne Zielbild. Digitalisierung braucht Führungsstärke, keine Tool-Show.

Positionierung als Schlüssel, und zwar vor jeder Maßnahme
Warum Digitalisierung eine strategische Frage ist
Wie ein Haus ohne Fundament wackelt jede digitale Initiative, wenn sie nicht auf einer klaren Positionierung fußt. Wer sind wir? Für wen sind wir relevant? Was unterscheidet uns?
Digitalisierung wird erst dann wirksam, wenn sie auf diese Fragen Antworten gibt. Die Positionierung ist der Kompass, nicht die Software.
Positionierung = Grundriss, nicht nur Design
Viele verwechseln Branding mit Strategie. Doch ein neues Logo macht kein digitales Unternehmen. Es braucht Klarheit im Kern:
- Zielgruppenkenntnis
- Kundennutzen
- Differenzierung
Nur daraus lassen sich Kampagnen, Prozesse und Tools sinnvoll ableiten.
KI als Effizienzhebel wenn sie ins System passt
Von Content-Automation bis Vertriebsprognose
KI kann im Mittelstand echte Wirkung entfalten:
- Automatisierte Content-Erstellung und Adaption
- Predictive Analytics für Vertrieb
- Chatbots zur Leadqualifizierung
- Hyperpersonalisierte Kommunikation
Doch diese Potenziale bleiben liegen, solange KI nicht strukturell eingebunden ist.
Warum 2 % Nutzung kein technisches, sondern ein Führungsproblem ist
Die Technologie ist verfügbar. Was fehlt, ist Führung:
- Datenschutz-Sorgen blockieren
- Kompetenzlücken hemmen
- Strategische Unsicherheit verhindert Entscheidungen
Die Folge? KI bleibt Projekt, statt Systembestandteil zu werden.
Integration statt Inszenierung
KI braucht keinen Hype, sondern konkrete Anwendungsfälle:
- Integriert ins CRM
- Angedockt an Content-Prozesse
- Eingebettet in eine datengetriebene Marketingarchitektur
Was erfolgreiche Mittelständler anders machen
- Sie investieren zuerst in Strategie, dann in Tools
- Sie denken Marketing als System, nicht als Kampagne
- Sie setzen auf kontinuierliche Reflexion und Anpassung, nicht auf Einmal-Projekte
Digitalisierung heißt entscheiden, nicht digitalisieren
Wer im Mittelstand Digitalisierung als rein technische Herausforderung betrachtet, verfehlt das Ziel. Es geht nicht um Tools, sondern um Führung, Klarheit und Struktur. Digitalisierung ist eine unternehmerische Entscheidung.
Der nächste Schritt: Vom Denken ins Handeln kommen.
Starte dort, wo Wirkung beginnt. Mit strategischer Positionierung. Alles andere folgt.
Handlungsempfehlungen für Geschäftsführungen
So gelingt die digitale Transformation im Mittelstand:
Drei strategische Hebel: Position, Struktur, Umsetzung
- Positionierung: Klare Zielgruppe, Nutzenversprechen, Differenzierung
- Struktur: Zuständigkeiten, Prozesse, Roadmap
- Umsetzung: Kampagnen, Content, Wirkungsmessung
Roadmap für Entscheider
- Phase 1: Klartext-Sparring (Ziele, Zielgruppen, Differenzierung)
- Phase 2: Strukturaufbau (Systeme, Verantwortlichkeiten, Fahrplan)
- Phase 3: Umsetzung mit KI-Unterstützung (Content, Kampagnen, Steuerung)
Du willst deine digitale Wirkung nicht dem Zufall überlassen? Starte mit einem Klartext-Sparring: Positionierung, Struktur, Wirkung ohne Buzzword-Bingo.
christian@rahn.digital
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